Bereits zum dritten Mal wurde die Immobilien-Messe Stuttgart von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten veranstaltet. Die geballte Angebotsvielfalt und das umfangreiche Vortragsprogramm lockten wieder Interessierte und Experten der Branche in die Carl-Benz-Arena. Von Reimund Abel

Immobilien-Messe Stuttgart

Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Suche nach einem eigenen Haus oder einer eigenen Wohnung gleicht in der Region Stuttgart immer noch der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Wer über die aktuellen Entwicklungen auf den Immobilienmarkt aus erster Hand informiert werden will und Informationen sowie Ratschläge benötigt, hat dazu seit Jahren ein perfektes Forum – die Immobilien-Messe Stuttgart. Bereits zum dritten Mal fand der Branchentreff an zwei Tagen in der Carl-Benz-Arena statt – und erneut war der Zuspruch der Besucher groß.

Für die Expertinnen und Experten der Branche, die mit mehr als 20 Ständen die Carl-Benz-Arena füllten, ist die Veranstaltung eine ideale Gelegenheit, mit den Besuchern im direkten Gespräch Fragen zu beantworten, Ratschläge zu geben – und aus Interessierten potenzielle Kunden zu machen. Diese Möglichkeit der Begegnung sei das Besondere an der Immobilien-Messe Stuttgart, hob Oliver Nothelfer, Geschäftsführer der Südwest Media Network GmbH (SWM.N) hervor.

„Begegnungen und persönliche Gespräche werden künftig eine noch wichtigere Grundlage sein, um Geschäfte zu machen.“ Bei seinem Rundgang über die Messe habe er eine große Vielfalt an Angeboten und Anbietern festgestellt, ergänzte Oliver Nothelfer. Und er richtete seinen besonderen Dank an die Aussteller, die gemeinsam mit der SWM.N erneut eine erfolgreiche Veranstaltung auf die Beine gestellt hätten

„Die Devise lautet: abwarten.“

Wie sieht der Markt aktuell aus? Wie bewerten Branchenvertreter die Situation? Innerhalb weniger Wochen sind die Zinsen für den Immobilienerwerb regelrecht explodiert. Leon Djolaj, Geschäftsführer von Königskinder Immobilien: „Eine Zinsentwicklung wie die der vergangenen Monate gab es in der Form in den vergangenen hundert Jahren nicht.“ Die Kunden, so seine Einschätzung, bräuchten Zeit, um die Lage nun richtig einzuschätzen. Die Zahl der Nachfragen sei deutlich zurückgegangen. Er sieht ab dem Frühjahr möglicherweise ein wenig Licht am Ende des Tunnels. „Die Devise lautet: abwarten.“

Gerrit Volz, Geschäftsleitung RE/MAX Stuttgart, erwartet, dass die Zinsen noch weiter steigen werden. „Auf der Käuferseite beobachten wir eine reduzierte Zahl von Anfragen.“ Jedoch seien diese Anfragen qualitativ „deutlich hochwertiger“. Seine Einschätzung ist die einer grundlegenden Veränderung: „Wir wandeln uns von einem Verkäufer- zu einem Käufermarkt.“

Der Kunde könne auswählen, wer es sich leisten könne, eine Immobilie zu erwerben, tue dies auch. Es gelte mehr denn je, den „Verkäufer abzuholen“, wie Volz es formuliert. Das bedeutet in der Beratung Aufbauarbeit für eine Situation, die es in dieser Ausprägung noch nie gegeben habe.

Immobilien-Messe Stuttgart: Inflation spielt wesentliche Rolle

Michael Hahn, Bezirksdirektor bei der Landesbausparkasse Südwest (LBS), analysiert die Lage so: „Wir als Bausparkassen haben seit vielen Jahren gepredigt, dass die Zinsen wieder steigen werden.“ Ganz überraschend seien die veränderten Rahmenbedingungen für Hahn nicht. Aber: Die lange Zeit als konservativ geltende Finanzierungs-Alternative mit Bausparverträgen gewinne an Bedeutung, erläutert er. Sein Ausblick: Er rechne mit einen nach wie vor stabilen Preisniveau.

Eine Herausforderung auch für die LBS, sieht er in den kommenden Monaten und Jahren darin, den Gebäudebestand zu bewahren und zu modernisieren. Sprich: das Thema Sanierung.

Wie Wolfgang Schaber, Geschäftsführer der Schaber GmbH, erläutert, hätten sich die Veränderungen bereits im Frühjahr abgezeichnet. Nach wie vor stünden zu wenig Immobilien zum Verkauf, sagt Schaber. Wie blickt er nach vorne? Vieles hänge an der weltpolitischen Lage und damit auch an der wirtschaftlichen Entwicklung. Er weist auf die zurzeit sehr hohe Inflation hin, die hier eine wesentliche Rolle spiele.

Wohnungsknappheit führt zu steigenden Mieten

Bärbel Falkenberg-Bahr, Inhaberin von Immobilien Service Bärbel Bahr, sieht auch Chancen in der Krise. „Die Inflation ist sicher ein starkes Argument, sein Geld gerade jetzt in Immobilien anzulegen.“ Denn die weiter bestehende Wohnungsknappheit dürfte zu steigenden Mieten führen.

Die Expertin weiter: „Es ist besser, an der Größe der Wohnung oder am Standort einige Kompromisse einzugehen, aber damit dennoch eine Immobilie erwerben zu können.“ Mehr denn je sei jetzt die Zeit, da Eltern ihren Kindern beim Immobilienerwerb unter die Arme greifen sollten, um gerade jungen Familien einen Kauf möglich zu machen.

Bärbel Falkenberg-Bahr will den Optimismus nicht aufgeben, wie sie sagt. „Es besteht die Hoffnung das der Ukrainekrieg im kommenden Jahr ein Ende findet und sich somit die Rahmenbedingungen kurzfristig wieder deutlich bessern.“

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